Orgelkonzert „Heitere Königin“ am 08.03.2015 in der Neuenkirchener Kirche
"Heute morgen, als ich auf gestanden bin, habe ich mich gefreut: Endlich der erste Frühlingstag! … und als es den ganzen Tag so blieb und eigentlich immer schöner wurde, habe ich mich gefragt: Wer geht denn an so einem tollen Tag zu einem Orgelkonzert? Sicherlich sind alle gerade dabei zu grillen oder das Grillen vorzubereiten... Sind sie schon fertig mit grillen? Jedenfalls freue ich mich ganz besonders, daß Sie heute hier sind!“
Nachdem Hauke Scholten sein Publikum auf diese Weise begrüßt und mit ein paar erläuternden Worten durch das Programm geführt hat, eilt er an die Orgel, schwingt sich auf die Bank und beginnt zu spielen.
Erst bewegen sich nur die Füße und doch klingt das schon so vollständig, als müßte er seine Hände gar nicht erst zur Hilfe nehmen. Doch dann machen erst die linke und dann auch die rechte Hand mit:
Das Programm beginnt mit dem beliebten„Dance with me“ von Michael Schütz, das auch auf der musica-sacra-Jubiläums-CD, die im letzten Jahr entstand, zu hören ist. Hauke Scholten arrangierte es für den heutigen Tag in ganz besonderer Weise - diese „special version“ hat bisher noch niemand gehört.
Schon mit diesem ersten Stück beweist der Kantor, der die Kirchenmusik in den evangelisch-reformierten Gemeinden Neuenkirchen und Rekum betreut, ungeheure Fingerfertigkeit. Gleichzeitig scheint es, als tanze er sitzend auf seiner Orgelbank.
Etwas besonderes stellt auch das „Echo ad manuale duplex forte & lene“ dar, denn es fordert an dieser Orgel den Registranten ungemein.
In seiner Einführung hatte Hauke Scholten berichtet, daß diese Musik für Orgeln mit zwei Manualen, das eine laut und das andere leise registriert , geschrieben wurde. Da die neuenkirchener Orgel aber nur über ein Manual verfügt, muß per Hand, durch ziehen und schieben der Register, „umgeschaltet“ werden. Bei diesem Stück war das 160 mal vorgesehen.
Dominik Behnke war am Ende glücklich, diese anspruchsvolle Aufgabe gemeistert zu haben, denn das häufige Registrieren ist anstrengend und muß auch sauber ausgeführt werden. Von seinem Platz seitlich des Organisten, müssen die Register absolut gerade geschoben oder gezogen werden. „Sonst geht's schief“, berichtet der sichtlich erleichterte Registrant.
Den vielen anderen Stücken von Pepusch, van Soldt, Lübeck, Sweelinck, Scheidt, Boehm, J. Chr. Bach und Lefébure-Wely schließt sich der „Walzer eines Wahnsinnigen“ von Heinz Erhardt – Ja, d e m Heinz Erhardt! – an, der auch beim Heinz-Erhardt-Abend im Juli in der Rekumer Kirche zu hören sein wird. Hauke Scholten berichtet über diese Komposition, daß Heinz Erhardt sie für Klavier vorgesehen habe und fügt schmunzelnd hinzu: „Da hat er sich aber sicher vertan!“
Die fünfzig Zuhörer füllten nach dem Konzert die Sammelbüchsen eifrig mit Spenden und die Kirche mit ihrem Applaus. Sie erklatschten sich damit eine Zugabe, die – inzwischen auch zur Tradition geworden – im Werdertrikot gespielt wurde.
Wer lange genug blieb, erlebte sogar die Zugabe zur Zugabe, die in einem improvisierten Werderlied an der mit Werderschal dekorierten Orgel mündete.