Die heitere Königin“, Orgelkonzert am 16.02.2014 in der Michaelskirche, Neuenkirchen

 

Die Königin der Instrumente ist bekanntlich die Orgel. Heiter kann sie nur werden, wenn ein begnadeter Spieler an ihr sitzt und sowohl Hände als auch Füße benutzt, um sie zu spielen.

Heute erleben wir genau das. Hauke Scholten spielt ein buntes Programm von Stücken aus der Renaissance bis zur Neuzeit. Da findet sich unter anderem ein Choral, „Was Gott tut, das ist wohlgetan“, mit vier Partiten von J. Pachelbel. Ein eher ernster Choral, der aufgrund der Improvisationen plötzlich Fröhlichkeit versprüht. Sogar ein Stück von Heinz Erhardt – ja, genau, von d e m Heinz Erhardt – ist dabei. Es nennt sich „Walzer eines Wahnsinnigen“, der eigentlich für Klavier geschrieben wurde. Grandios auch Scholtens Version von „Struggles for Pleasure“ von W. Mertens.

Der Organist entlockt seiner Königin im einen Moment zarte Melodien um kurz darauf mit einer gewaltige Kraft das Kirchenschiff zu erfüllen - oder es kommen plötzlich ganz ungewöhnliche Töne heraus: Ungewöhnlich, so etwas auf einer Orgel zu hören und auch ungewöhnlich, das in einer Kirche zu erleben. Manchmal sogar schaltet er die Orgel aus, bis der Wind entwichen ist, um sie dann wieder anzuschalten und auch das Geräusch des sich wieder füllenden Windbalgs in die Klangvielfalt aufzunehmen

Ich möchte herauslocken, was eine Orgel an Klangfarben alles zeigen kann und auch, was wir mit ihr erleben können. Das findet heute nun zum fünften mal statt – die heitere Königin hat heute Jubiläum!

Die meisten Stücke sind Tänze aus den Ballsälen der Kaiser und Könige. Vieles von dem, was es heute zu hören gibt, habe ich bearbeitet, damit es auf der Orgel gespielt werden kann. Dabei gebe ich meinem Praktikanten Dominik Behnke viel zu tun. Denn er zieht und schiebt die Register.“

Gefragt, was er heute getan hat, antwortet Dominik Behnke: „Ich habe Hauke heute das Konzert gerettet!“ Den schmunzelnden Konzertbesuchern erklärt er daraufhin, daß der mit Händen und Füßen spielende Hauke Scholten unmöglich in der Lage ist, die Register selbst zu ziehen.

Beide bekommen für ihre Leistung einen tosenden Applaus, wie auch nach allen anderen Stücken, denn heute ist sowieso alles ungewöhnlich: Es durfte ausdrücklich bei Gefallen der Stücke applaudiert werden. Und das wurde ausgiebig genutzt.

Zum Dank gibt es eine Zugabe. Wieder eine Scholtenbearbeitung. Diesmal von Michael Schütz, genannt „Tanz mit mir“, das im Original „Dance with me“ heißt. Die beiden Akteure an der Orgel spielen im Werdertrikot und lassen ihren seit gestern immernoch anhaltenden Glücksgefühlen freien Lauf.

Gestern waren wir im Stadion: 42.100 Zuschauer und wir waren zwei davon! Wir haben miterlebt, wie in der 6. Minute das Tor für Gladbach fiel. Die erste Halbzeit war kaum auszuhalten. Die Stimmung im Stadion hätte kippen können – tat sie aber nicht. Im Gegenteil, die Fans sangen und gröhlten. Auch das ist Musik! Und die wirkt Wunder, was Unterstützung und Anfeuerung angeht. Zwei Minuten vor Schluß fiel dann das Tor zum Ausgleich. Das wurde gefeiert, wie ein Sieg!“

Nun also heitere Aussichten: Die Königin ist heiter, die Musiker sind heiter und die Zuhörer sind's auch.


 

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